Von Steinen und Sternen
Doktorandenschule „Solar System School“ feiert ihr zehnjähriges Bestehen mit einer internationalen Tagung in Göttingen und zwei öffentlichen Vorträgen.
Knapp 100 Wissenschaftler aus 20 Ländern treffen sich von Montag, 8. Oktober 2012, bis Donnerstag, 11. Oktober 2012, im Veranstaltungszentrum am Wilhelmsplatz in Göttingen, um ihre aktuellen Forschungsergebnisse auf der Konferenz „Rocks ‘n‘ Stars“ zu präsentieren. Sie folgen dabei einer Einladung der Doktoranden und Alumni der „Solar System School“ (kurz für „International Max Planck Research School on Physical Processes in the Solar System and Beyond“), die in diesem Jahr ein Jubiläum feiert: Seit zehn Jahren bieten das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), die Georg-August-Universität Göttingen und die Technische Universität Braunschweig jungen Nachwuchswissenschaftlern das einzigartige, dreijährige Promotionsstudium auf dem Gebiet der Sonnensystemforschung. Die beiden öffentlichen Vorträge der Tagung, die am Dienstag, 9. Oktober, ab 19.30 Uhr stattfinden, informieren über die Ballonmission Sunrise und im Anschluss in aller Kürze über das Astronomie-Bildungsprojekt GalileoMobile.
Von den steinigen Oberflächen der erdähnlichen Planeten und Asteroiden bis zu den heftigen Eruptionen der Sonne – das Sonnensystem ist ein abwechslungsreicher und höchst dynamischer Ort. Forschern gibt unsere kosmische Heimat noch immer viele Rätsel auf: Was ist mit den Wassermassen geschehen, die möglicherweise einst über den Mars strömten? Ist es möglich, die Umkehr eines planetaren Magnetfeldes vorherzusagen? Wie stark schwankt die Strahlungsmenge, welche die Sonne ins All abgibt? Und wie sehen die dunklen Sonnenflecken unterhalb ihrer sichtbaren Oberfläche aus? Von ihren aktuellen Antworten auf diese und weitere Fragen berichten die Teilnehmer von Rocks ‘n‘ Stars. Zudem wagen sie einen Blick über den Rand unseres Sonnensystems hinaus zu den Exoplaneten, fremden Welten, die um weit entfernte Sterne kreisen.
„Die Themen der Tagung sind auch die Ausbildungsschwerpunkte innerhalb der ,Solar System School‘ “, sagt Dr. Dieter Schmitt vom MPS, der die Doktorandenschule seit der ersten Stunde vor zehn Jahren koordiniert. Seitdem haben 112 Nachwuchswissenschaftler ihren Doktortitel erhalten. Etwa 70 Prozent der Studierenden sind ausländischer Herkunft und stammen aus etwa 40 Ländern; der Anteil der Frauen beträgt 30 Prozent. „Nach ihrer Ausbildung wechseln die meisten der Doktoren zu renommierten Forschungseinrichtungen in der ganzen Welt“, so Schmitt. Einige von ihnen sind heute selber Professoren.
„Die Solar System School bietet Nachwuchswissenschaftlern eine ganz besondere Ausbildung, die in Deutschland einzigartig ist“, sagt Prof. Dr. Sami Solanki, Direktor am MPS und Sprecher der Doktorandenschule. Neben den wissenschaftlichen Grundlagen stehen auch Forschungsmethoden auf dem Lehrplan: von der Beobachtung und Datenanalyse bis hin zu numerischer Simulation und theoretischer Modellierung. Gleichzeitig haben die Doktoranden die Möglichkeit, direkt an internationalen Forschungsprojekten und Weltraummissionen mitzuwirken.
Um deren Faszination auch mit einem größeren Publikum zu teilen, laden die Veranstalter für Dienstag, 9. Oktober, zudem zu zwei öffentlichen Vorträgen. Dr. Achim Gandorfer vom MPS berichtet im Veranstaltungszentrum am Wilhelmsplatz ab 19.30 Uhr von einer Forschungsexpedition zwischen Himmel und Erde. Im Juni 2009 schickten Forscher des MPS das Sonnenobservatorium Sunrise auf seine erste Reise mit einem riesigen Heliumballon von Schweden nach Kanada. In einer Flughöhe von mehr als 37 Kilometern konnte das größte Sonnenteleskop, das jemals den Erdboden verlassen hat, den störenden Einfluss der Erdatmosphäre unter sich lassen und die Sonne mit bisher unerreichter Genauigkeit unter die Lupe nehmen. Derzeit bereiten die MPS-Forscher das Teleskop auf einen weiteren Flug im nächsten Sommer vor.
Im Anschluss berichtet David Bühler, Doktorand der Solar System School am MPS, in einem etwa zehnminütigen Kurzvortrag von einer anderen ungewöhnlichen Reise: der wissenschaftlichen Initiative „GalileoMobile: Astronomie für Schüler“. Die von einer internationalen Gruppe von Doktoranden ins Leben gerufene Initiative will Schüler, die keinen oder nur einen begrenzten Zugang zur modernen Astronomie haben, für die Beobachtung des Nachthimmels begeistern. Die erste Reise führte die jungen Wissenschaftler nach Chile, Peru und Bolivien; die zweite nach Indien.