Emeritus-Symposium zu Ehren Prof. Dr. Ulrich Christensens
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt feierten in Göttingen Christensens Beiträge zur Erforschung des Inneren der Planeten.
Es war ein Abschied, der auf sich hatte warten lassen. Drei Jahre und zwei Tage, um genau zu sein. Im März 2020 hatte die Feier zur Emeritierung von Prof. Dr. Ulrich Christensen, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt werden müssen. Nun, mit mehrjähriger Verspätung wurde sie nachgeholt. Weggefährtinnen und Weggefährten aus dem In- und Ausland nutzen das Emeritus-Symposium, das unter dem Titel „Das tiefe Innere der Planeten“ stand, um Christensens wissenschaftliche Beiträge zu diesem Forschungsfeld zu würdigen und dem langjährigen Direktor am MPS alles Gute auf seinem weiteren (auch wissenschaftlichen) Weg zu wünschen.
Etwa 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom MPS, von benachbarten Forschungseinrichtungen in Göttingen und Braunschweig sowie aus dem Ausland begrüßte Prof. Dr. Laurent Gizon, Geschäftsführender Direktor des MPS, zum Auftakt des Symposiums im Auditorium des MPS. Weitere Personen waren online zugeschaltet. Während mehrere Vorträge neue Erkenntnisse zum tiefen Inneren, zum Gesteinsmantel und zur Kruste erdähnlicher Planeten beleuchteten, blickte Prof. Dr. Julien Aubert vom Institut de Physique du Globe aus Paris zurück und skizzierte Christensens wichtigste wissenschaftliche Beiträge.
Von 2002 bis 2020 hatte Prof. Dr. Ulrich Christensen die Abteilung „Planeten und Kometen“ des MPS geleitet und dort entscheidende Veränderungen und Entwicklungen mitgestaltet. Um dem neuen Forschungsfokus Rechnung zu tragen, änderte das Institut in dieser Zeit seinen Namen von Max-Planck-Institut für Aeronomie zu Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und siedelte 2014 von Katlenburg-Lindau an den heutigen Standort in der Nähe des Nordcampus der Universität in Göttingen um. Ebenfalls in dieser Zeit erlebten zahlreiche Weltraummissionen, zu denen das MPS beigetragen hatte, ihre spannendsten Phasen, etwa die Kometen-Mission Rosetta, die Saturnmission Cassini und die Marsmissionen Phoenix und InSight. Sie lieferten zum Teil wichtige Messdaten, die helfen, das Innere dieser Körper besser zu verstehen.
Dem Inneren der Erde hatte sich Christensen bereits während seiner Promotion an der TU Braunschweig und der anschließenden Habilitation an der Universität Mainz zugewandt. Galt sein Interesse zunächst den Vorgängen im Erdmantel, beschäftigte er sich später vermehrt mit den dynamischen Prozessen im Eisenkern unseres Planeten. In einer Art Dynamoprozess erzeugen dort gewaltige Umwälzungen des flüssigen und leitfähigen Eisens das Magnetfeld der Erde. Diese Prozesse in numerischen Rechnungen zu simulieren und so zu verstehen, ist ein Forschungsziel Christensens. Auch für das Verständnis anderer Planeten sind diese Überlegungen von Bedeutung. So weisen neben der Erde auch der Merkur, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und einige ihrer Eismonde ein Magnetfeld auf. Und auch der Mars dürfte in der Vergangenheit zu dieser Gruppe gezählt haben.
Christensen Erkenntnisse auf diesem Gebiet wurden in der Vergangenheit durch zahlreiche Preise ausgezeichnet. Zu den wichtigsten Ehrungen zählen der Gottfried-Wilhelm Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die August Love Medaille der Europäischen Geowissenschaftlichen Union, die Inge-Lehmann-Medaille der Amerikanischen Geophysikalischen Union und die Mitgliedschaft in der National Academy of Sciences.
Einen wirklichen Abschied markierte das Symposium nicht. Noch bis 2024 leitet Prof. Dr. Ulrich Christensen die Emeritus-Gruppe „Inneres der Planeten“ am MPS. Und wie er verriet, wird er auch danach regelmäßig am MPS sein und weiterforschen.