Nahaufnahme von Cheops
Wissenschaftler haben einen der größten Brocken auf dem Rosetta-Kometen nach einer ägyptischen Pyramide benannt.
Dem wissenschaftlichen Kamerasystem OSIRIS an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta ist eine beeindruckende Aufnahme eines der vielen Brocken auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko gelungen. Mit einer maximalen Ausdehnung von etwa 45 Metern ist er einer der größeren Strukturen dieser Art und befindet sich auf der Unterseite des größeren Teilkörpers des Kometen am Rande einer Ansammlung ähnlicher Brocken. Da diese Gruppe die Wissenschaftler an die Pyramiden von Gizeh erinnert, wurde der größte Block nach der Cheops-Pyramide benannt. Die vielen felsbrockenartigen Strukturen, die Rosetta auf der Oberfläche von 67P entdeckt hat, gehören zu seinen auffälligsten und geheimnisvollsten Eigenschaften.
Der große Brocken, der nun den Namen Cheops trägt, war erstmals auf Aufnahmen zu sehen, die Anfang August bei der Ankunft von Rosetta am Kometen entstanden. In den vergangenen Wochen, als sich Rosetta der Kometenfläche immer weiter angenähert hat, konnte OSIRIS die einzigartige Formation erneut ablichten – doch dieses Mal mit einer deutlich höheren Auflösung von 50 Zentimetern pro Pixel.
Wie viele der kleineren und größeren Blöcke, die das OSIRIS-Team derzeit kartographiert, hebt sich Cheops vom dunkleren Untergrund ab. Die hochaufgelöste Aufnahme besticht durch ihre Details. „Die Oberfläche von Cheops erscheint zerklüftet und unregelmäßig“, beschreibt der Leiter der OSIRIS-Teams, Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS). Besonders faszinierend sind kleine Bereiche auf der Oberfläche des Brockens, welche dieselbe Helligkeit und Textur aufweisen wie der Untergrund. „Es sieht fast so aus, als ob der lose Staub, der die Oberfläche des Kometen bedeckt, sich in den Ritzen abgelagert hat. Dies ist jedoch derzeit nur eine Vermutung”, so Sierks.
Abgesehen von der Größenverteilung sind fast alle Merkmale der Felsblöcke von 67P noch immer ein Rätsel für die Forscher. Aus welchem Material bestehen sie? Was sind ihre physikalischen Eigenschaften wie etwa Dichte und Festigkeit? Wie sind sie entstanden? Das OSIRIS-Team hofft, dass das Überwachen der Kometenoberfläche in den nächsten Monaten Hinweise liefern wird. „Falls beispielsweise die Brocken durch die Aktivität des Kometen freigelegt werden oder ihre Position dem Gravitationsfeld folgend verändern, müssten wir dies in unseren Aufnahmen erkennen können“, so Sierks.
Morgen wird sich Rosetta auf einen Abstand von nur zehn Kilometern an die Oberfläche des Kometen heranwagen. OSIRIs erhält dadurch die Gelegenheit, noch genauer hinzusehen.
Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta wird die erste Mission in der Geschichte sein, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt.
Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).