Dawn: Riesige Krater und ein heller Fleck
Die Raumsonde Dawn fängt neue Bilder des Zwergplaneten Ceres ein. Nun sind Strukturen mit einer Auflösung von 22 Kilometern pro Pixel erkennbar.
Ausgedehnte Kraterlandschaften und ein auffälliger heller Fleck zeigen sich auf aktuellen Aufnahmen der NASA-Raumsonde Dawn, die derzeit den Zwergplaneten Ceres ansteuert und nun aus einer Entfernung von etwa 237 000 Kilometern abgelichtet hat. Die jüngsten Bilder, die am 25. Januar aufgenommen wurden, bieten eine räumliche Auflösung von etwa 22 Kilometern pro Pixel und übertreffen in diesem Wert erstmals auch ältere Bilder des Weltraumteleskops Hubble. Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei dem hellen Fleck um eine vergleichsweise junge Struktur handeln könnte. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde Dawn wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) entwickelt. MPS-Forscher betreiben das Instrument und werten die wissenschaftlichen Daten aus.
„Die Oberflächenstrukturen, die sich bereits auf früheren Bildern angedeutet hatten, treten nun immer klarer hervor“, sagt Dr. Andreas Nathues, wissenschaftlicher Leiter des Kamerateams. „Die Oberfläche scheint von großen Kratern geprägt zu sein, welche sich nun deutlicher abheben“, fügt er hinzu. Viele dieser Strukturen, die sich auf den Bildern als dunkle Flecken abheben, könnten sich über mehr als 100 Kilometer erstrecken.
In den aktuellen Aufnahmen wendet Ceres der Raumsonde fast dieselbe Seite zu wie bereits vor knapp zwei Wochen, als das Kamerasystem das letzte Mal einen Blick auf sein fernes Ziel warf. Wie zuvor sticht besonders eine helle Struktur auf der Nordhalbkugel hervor. „Der helle Fleck überdeckt möglicherweise weniger als ein Pixel“, so Dr. Martin Hoffmann vom MPS, Mitglied des Kamerateams. „Seine Größe lässt sich somit noch nicht bestimmen. Er ist dann kleiner als 22 Kilometer“, fügt der Forscher hinzu.
Die Wissenschaftler halten es für denkbar, dass es sich um einen vergleichsweise jungen Einschlagskrater handelt. Sowohl vom Asteroiden Vesta, dem ersten Ziel der Mission Dawn, als auch vom Mond ist bekannt, dass sich „frische“ Krater oftmals heller zeigen als vergleichbare ältere Strukturen. Zudem deutet sich nun eine dunklere Region neben dem Fleck an – eventuell ein Schattenwurf des Kraterrandes. Genaueres wird man allerdings erst in einigen Wochen sagen können, so Nathues. „Im Vergleich zu Vesta sieht Ceres sehr homogen aus. Es gibt nur wenig Helligkeitsunterschiede auf der Oberfläche. Jetzt warten wir darauf, was sich in der Nähe des Südpols finden wird. Diesen Bereich haben wir bisher noch nicht abgebildet“, sagt Dr. Vishnu Reddy vom Planetary Science Institute in den USA, Mitglied des Kamerateams.
Besonders über den inneren Aufbau des kugelförmigen Zwergplaneten erhoffen sich die Dawn-Wissenschaftler in den nächsten Monaten Aufschluss. So soll sich unter der Oberfläche möglicherweise eine Schicht aus gefrorenem oder sogar flüssigem Wasser verbergen. Damit würde sich der Zwergplanet grundlegend von den steinigen Bewohnern des inneren Asteroidengürtels wie etwa dem Asteroiden Vesta unterscheiden. „Der Vergleich von Ceres und Vesta könnte uns helfen zu verstehen, warum sich im inneren Sonnensystem steinige Körper entwickelten, während das äußere Sonnensystem reich an Wasser und anderen flüchtigen Stoffen blieb“, so Nathues.
Noch bis Ende April währt die Anflugphase von Dawn auf Ceres. Anfang März soll die Raumsonde in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten einschwenken. Bis dahin werden die Bilder des Kamerasystems an Bord immer deutlicher werden – und einen immer besseren Vorgeschmack bieten auf eine geheimnisvolle Welt.
Die Dawn Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.