Volle Sicht auf Ceres
Die Raumsonde Dawn steuert in den nächsten Wochen näher an den Zwergplaneten heran. Jüngste Aufnahmen zeigen die hellen Flecken auf seiner Oberfläche so scharf wie nie zuvor.
Die NASA-Raumsonde Dawn, die im März dieses Jahres den Zwergplaneten Ceres erreicht hat, ist erneut auf Annäherungskurs: Seit dem 9. Mai steuert das Raumschiff eine neue Umlaufbahn nur 4400 Kilometer über der Oberfläche des größten Körpers im Asteroidengürtel an. Kurz vor Beginn des mehrwöchigen Manövers hat das Kamerasystem an Bord der Sonde neue Bilder des Zwergplaneten eingefangen. Erstmals seit der Ankunft zeigen sie Ceres nicht nur als schmale Sichel, sondern als vollbeleuchtete Scheibe in bisher unerreichter Auflösung. Eine der auffälligsten Oberflächenmerkmale des Zwergplaneten, zwei besonders helle Flecke auf der Nordhalbkugel, entpuppen sich in diesen Aufnahmen als deutlich feiner strukturiert als bisher angenommen.
Bereits in der Anflugphase auf Ceres zeichneten sich zwei helle Flecken auf der Nordhalbkugel des Zwergplaneten besonders deutlich ab. Mit jeder neuen Aufnahme ließen sie sich besser erkennen; seit Februar ist klar, dass sie im Zentrum eines Kraters liegen. Ist dies der Beweis, dass sich unter der Oberfläche des steinigen Körpers gefrorenes Wasser befindet. Haben Einschläge an diesen Stellen oberflächliches Material abgetragen und Eis freigelegt?
„Schon jetzt spricht einiges dafür – etwa die charakteristische Helligkeit dieser Bereiche“, sagt Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wissenschaftlicher Leiter des Kamerateams. „Gewissheit haben wir aber noch nicht. Es könnte sich prinzipiell auch um ein sehr helles Salzmineral handeln“, fügt er hinzu. In den nächsten Wochen werden die Forscher diese Bereiche deshalb besonders genau untersuchen. Aufschluss erhoffen sie sich von Daten des wissenschaftlichen Kamerasystems und des Spektrometers VIR.
Die jüngsten Aufnahmen enthüllen nun erstmals auch die genauere Form der hellsten Bereiche. Sie sind nunmehr in eine Reihe von kleineren Einzelflecken aufgelöst, von denen die meisten einen Durchmesser von weniger als 1,3 Kilometern haben. „Endlich genau zu sehen, wo die hellen Flecken inmitten des Kraters verteilt sind, ist für uns sehr wichtig. Es kann uns helfen zu verstehen, wie diese Gebiete entstanden sind“, so Nathues.
Noch detailliertere Bilder erwarten die Forscher ab dem 6. Juni. Dann erreicht die Raumsonde ihre neue Beobachtungsposition, eine Umlaufbahn in nur 4400 Kilometern Höhe, und beginnt, den Zwergplaneten mit einer Auflösung von 400 Metern umfassend zu kartographieren. Zudem suchen die Forscher nach Anzeichen dafür, ob Wasser von der Oberfläche des Körpers verdampft.
Die Dawn Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.