Rosetta sieht erste Staubfontänen in 3D
Zum ersten Mal seit der Ankunft am Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko hat OSIRIS, das wissenschaftliche Kamerasystem an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta, eine Staubfontäne so ablichten können, dass sich aus den Aufnahmen ein dreidimensionales Anaglyphenbild erstellen lässt. Die Staubfontäne trat am Tag vor dem Sonnenvorbeiflug des Kometen am 13. August dieses Jahres in einer Phase hoher Aktivität auf.
In der Zeit um den Sonnenvorbeiflug zeigte der Rosetta-Komet ein wahres Feuerwerk an Aktivität: Zahlreiche sehr ausgeprägte Staubfontänen gingen von seiner Oberfläche aus. Ein Anaglyphenbild dieser Fontänen herzustellen, ist jedoch ausgesprochen schwierig. Oft sind die Fontänen dafür zu lichtschwach oder ihre Dauer ist zu kurz. Nötig wären zwei gut erkennbare Aufnahmen, die einige Minuten auseinander liegen.
Am 12. August 2015 allerdings hatte das OSIRIS-Team Glück: Zwei Aufnahmen, die in einem Abstand von fast zweieinhalb Minuten eingefangen wurden, erwiesen sich als geeignet, ein beeindruckendes Anaglyphenbild zu erstellen. Es zeigt eine helle, gebündelte Staubfontäne in Mitten einer aufgefächerten Emissionsstruktur. Die dreidimensionale Perspektive enthüllt die konische Form der Fontäne und zeigt, dass der gebündelte Teil in Richtung des Betrachters emittiert wird.
Staubfontänen nehmen ihren Ursprung an einer Vielzahl unterschiedlicher morphologischer Strukturen auf der Kometenoberfläche. Beispiele dafür sind Vertiefungen, Klippen oder Ansammlungen vereister Brocken. Einige der Fontänen weisen eine klar erkennbare Feinstruktur auf. Die physikalischen Prozesse, die diesen Strukturen zu Grunde liegen, sind noch unklar. Anaglyphenbilder können dazu beitragen, die dreidimensionale Form und die Entwicklung der Fontänen zu verstehen.
Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta ist die erste Mission in der Geschichte, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt.
Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).