Von Künstlicher Intelligenz, Quantenphysik und Zukunftsherausforderungen

Acht aktuelle Themen aus Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften präsentiert die Reihe „Wissenschaft beim Göttinger Literaturherbst“.

16. September 2024

Welche Chancen und Risiken bietet Künstliche Intelligenz? In welchem Verhältnis stehen Wissenschaft und Politik? Wie könnte außerirdisches Leben aussehen? Und wie entstand vor etwa 100 Jahren in Göttingen die Quantentheorie? Um diese und weitere aktuelle Forschungsfragen geht es bei der diesjährigen Vortragsreihe „Wissenschaft beim Göttinger Literaturherbst“. In der einzigartigen Atmosphäre der historischen Paulinerkirche präsentieren in der Zeit von Freitag, 18. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober 2024, neun renommierte Wissenschaftler*innen ihre neuen Sachbücher. Die Science Communication-Medaille erhält in diesem Jahr der britische Zoologe Arik Kershenbaum. Veranstalter der Vortragsreihe sind die vier Göttinger Max-Planck-Institute, die Göttinger Literaturherbst GmbH sowie die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. 

Vor weniger als zwei Jahren wurde ChatGPT freigeschaltet – und bot so erstmals der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) zu kommunizieren und zu experimentieren. Schon längst unterstützt KI nicht mehr nur bei alltäglichen Aufgaben wie Schularbeiten, Urlaubsplanung und Briefeschreiben. Von vielen unbemerkt hat die neue Technologie Einzug in fast alle Lebensbereiche gehalten: von Unterhaltung über Militär und Medizin bis hin zu Wirtschaft und Politik. Wie sich diese Entwicklungen in die richtigen Bahnen lenken lassen, fragen beim Auftaktvortrag am Freitag, 18. Oktober, die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und die Sozialwissenschaftlerin Léa Steinacker. In ihrem Buch „Alles überall auf einmal“ (Rowohlt Buchverlag 2024) erklären sie die Grundlagen der neuen Technologie und zeigen ihre Chancen auf.

Einen vorsichtigeren Ton schlägt am Samstag, 26. Oktober, Manfred Spitzer an. In seinem Buch „Künstliche Intelligenz – Dem Menschen überlegen“ (Droemer HC 2023) warnt der Neurowissenschaftler und Psychiater vor den Risiken von KI und drängt auf Regulierung und Technikfolgenabschätzung. Anders als die anderen Vorträge in der Reihe beginnt der Vortrag von Manfred Spitzer bereits um 16.30 Uhr.

Von Wissenschaft und Politik

Um das Verhältnis von Wissenschaft und Politik geht es am Montag, 21. Oktober. In seinem Buch „Wahrheiten und Mehrheiten“ (C.H.Beck 2024) wendet sich Peter Strohschneider, ehemaliger Präsident des Wissenschaftsrates und der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie derzeitiger Vorsitzender des Stiftungsrats der Universität Göttingen, ab von einer bedingungslosen Wissenschaftsgläubigkeit. Wissenschaft müsse zwar Grundlage für politische Entscheidungen sein, dürfe aber den politischen Diskurs nicht ersetzen, argumentiert der Forscher im Gespräch mit Lothar Müller von der Süddeutschen Zeitung.

Ebenfalls im Gesprächsformat findet die Veranstaltung am Samstag, 26. Oktober, statt. Unter den Titel „Zukunftswelten“ (S. Fischer 2024) diskutieren Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und Jeanne Turczynski vom Bayerischen Rundfunk über die Zukunftsaufgaben der Wissenschaft und erörtern, wie Forschung helfen kann, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. 

Von Aliens und Quanten

Weit weg von der Erde führt der Vortrag von Arik Kershenbaum am Samstag, 19. Oktober. Die Frage nach den Eigenschaften außerirdischen Lebens geht der britische Wissenschaftler in seinem Buch „Ein Naturführer durch den Kosmos“ (Matthes & Setz Berlin 2023) aus der Sicht des Zoologen an. So lassen sich allein aus den Prinzipien der Evolution grundlegende Aussagen über Fortbewegung, Kommunikation und Sozialverhalten treffen. Als Auszeichnung für dieses spannende Gedankenexperiment sowie für sein langjähriges Engagement, aktuelle Erkenntnisse der Zoologie über verschiedene Formate einem breiten Publikum zugänglich zu machen, erhält Arik Kershenbaum die diesjährige Science Communication-Medaille. Die Medaille wird ihm im Rahmen des Vortrages überreicht. Dieser findet in englischer Sprache statt.

Nicht ins All, sondern in die Vergangenheit richtet sich der Blick von Thomas de Padova in seinem Vortrag „Quantenlicht“ am Sonntag, 27. Oktober. Hundert Jahre nach der Entdeckung der Quantentheorie zeichnet der Wissenschaftsjournalist in seinem gleichnamigen Buch (Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG 2024) den Umbruch nach, der sich in den Jahren von 1919 bis 1929 in der Physik vollzog. Dabei geht es nicht zuletzt um Akteure, Ideen und Begegnungen aus Göttingen – und die scheinbar einfache Frage: Was ist Licht? Der Vortrag bietet einen exklusiven Vorgeschmack auf das Buch, das erst im November erscheint.

Von Migration und dem Umgang mit Klimawandel

Mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit beschäftigen sich die Vorträge von Steven Vertovec am Dienstag, 22. Oktober, und Jens Beckert am darauffolgenden Mittwoch, 23. Oktober. Im Gespräch mit dem Journalisten Georg Dietz spricht Steven Vertovec, Direktor des Göttinger Max-Planck-Instituts zur Erforschung multiethnischer und multireligiöser Gesellschaften, über sein Buch „Superdiversität“ (Suhrkamp Verlag 2024). Der Begriff, den der Göttinger Forscher geprägt hat, hilft zu verstehen, wie es zu den zunehmenden Diversifizierungsprozessen in modernen Gesellschaften kommt. Migration spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Gespräch wird in englischer Sprache geführt.

Mit dem Blick des Soziologen schaut Jens Beckert am Mittwoch, 23. Oktober, auf den Klimawandel – oder vielmehr auf unsere Unfähigkeit, schnell und beherzt auf diese globale Herausforderung zu reagieren. Ursache für die Lethargie finde sich in den institutionellen und kulturellen Strukturen unserer Gesellschaft, so Beckert. In seinem Buch „Verkaufte Zukunft“ (Suhrkamp Verlag 2024) beschreibt der Wissenschaftler, dass der Klimawandel nicht in erster Linie eine technische, sondern vor allem gesellschaftliche Herausforderung ist.

Weitere Informationen

Die Vorträge der Reihe „Wissenschaft beim Göttinger Literaturherbst“ finden im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes in der Zeit von, Freitag, 18. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober, statt. Veranstaltungsort ist die Paulinerkirche, Papendiek 14 in Göttingen. Die Vorträge beginnen um 19 Uhr. Einzige Ausnahme ist der Vortrag „Künstliche Intelligenz – Dem Menschen überlegen“ am Samstag, 23. Oktober, der bereits um 16.30 Uhr beginnt.

Tickets für die Vorträge gibt es online unter www.literaturherbst.com und www.reservix.de, telefonisch unter 0551 499 80 31, sowie an den üblichen Vorverkaufsstellen. Die Tickets kosten im Vorverkauf 18 Euro (15 Euro ermäßigt) und an der Abendkasse 19 Euro (ermäßigt 16 Euro). Mit dem ON AIR-Ticket zum Preis von 25 Euro erhalten Sie online Zugang zu allen Veranstaltungen des Literaturherbsts – live und in der Mediathek.

 

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